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Das Wichtigste in Kürze
Das Drehmoment ist die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper, z.B. wenn ein solcher in Rotation gebracht wird.
Es kann als Vektorprodukt gerechnet werden, aus der Kraft \(\vec{F}\) und dem Vektor \(\vec{r}\) von einem gewählten Punkt \(A\) zur Wirkungslinie der Kraft:
\[ \vec{M} = \vec{r} \times \vec{F} \]
Für den Betrag des Drehmoments \(|\vec{M}|\) eignet sich die Berechnung mit dem Abstand \(a\) von \(A\) zur Wirkungslinie der Kraft \(\vec{F}\):
\[ M = a \cdot F \]
Mit Hilfe des Drehmoments \(\vec{M}\) kann das Kräftegleichgewicht mit dem Drehmomentgleichgewicht ergänzt werden, so dass mechanische Systeme in der Statik (z.B. Gebäude, Brücken, Türme etc.) korrekt berechnet werden können. Insbesondere werden damit die Kräfte erklärt, die das System auffangen muss, damit es weiterhin stabil bleibt.
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Drehwirkung einer Kraft
Wir wissen, dass Kräfte die Körper beschleunigen können (Newtons Zweites Gesetz). Die Wirkung der Kraft ist eine Beschleunigung in einer Richtung. Eine Rakete erfährt beim Start eine Beschleunigung nach oben, so dass sie immer schneller nach oben fliegt.

Das Drehmoment \(M\) ist die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper. Es ist übrigens kein Druckfehler: Es heisst wirklich “das” Drehmoment, auch wenn es anfangs etwas komisch tönt.

Die Kraft des Motors wirkt mit einem Drehmoment und dieses bewirkt eine rotative Beschleunigung, d.h. eine Veränderung der Winkelgeschwindigkeit der Kreisbewegung. Das Rad erfährt durch das Drehmoment des Motors eine Zunahme der Drehgeschwindigkeit.
Rechts der obigen Grafik steht \(\stackrel{\cdot}{\omega}\), was der zeitlichen Ableitung der Winkelgeschwindigkeit \(\omega\) entspricht. Die zeitliche Ableitung einer Geschwindigkeit ist die zeitliche Veränderung dieser Grösse, also die Beschleunigung:
\[ \stackrel{\cdot}{\omega} \;\;=\; \frac{d\omega}{dt} \]
Definition
Das Drehmoment ist eine Vektorgrösse: \(\vec{M}\)
Deren Betrag \(|\vec{M}|\) ist das Produkt aus der Kraftbetrag \(F\) und dem senkrechten Abstand \(a\) zur Kraftlinie:
\[ M = F \cdot a \]
Der Abstand wird von einem gewählten Punkt \(A\) aus berechnet. Ab diesem Punkt wird ein Lot auf die Wirkungslinie der Kraft gefällt.
Durch die Multiplikation von Kraft und Abstand erhalten wir die Einheit: \(\;[\,|\vec{M}|\,] = \mathrm{Nm}\)
Beachte, dass die Einheit \(\mathrm{Nm}\) üblicherweise nicht in \(\mathrm{J}\) (Joule) zusammengefasst wird. Die Einheit “Joule” zu verwenden wäre grundsätzlich nicht falsch, aber unüblich.

Als Vektorgrösse hat das Drehmoment nicht nur einen Betrag, sondern auch eine Richtung. Im zweidimensionalen Fall ist das eine Drehrichtung, die sein kann:
- im Uhrzeigersinn
- im Gegenuhrzeigersinn.
Für die Drehrichtung von \(M\) stellen wir uns vor, dass wir im Punkt A sitzen und der Kraftpfeil \(F\) wie eine kleine Eisenbahn auf ihrer Wirkungslinie in der Richtung der Kraft vorbeifährt. Wir schauen dem Zug nach und drehen dabei den Kopf. Diese imaginäre Bewegung gibt uns die Drehrichtung. Hier zeigt die Kraft nach oben und somit würde der “Kopf” zuerst nach unten schauen und dann sich im Gegenuhrzeigersinn drehen, bis er nach oben schaut.
Beispiel
-
- \(A\;\) (20 cm Abstand zur Kraftwirkung)
- \(B\;\) (10 cm Abstand zur Kraftwirkung)
- \(C\;\) (am Ort der Kraftwirkung)
“Den richtigen Abstand erhält man, wenn man das Lot auf die Wirkungslinie fällt”
Beispiel
An einem Rennrad wirken verschiedene Kräfte. Der zu betrachtende Punkt \(A\) wurde in diesem Beispiel unter das Hinterrad gesetzt. Gesucht sind:
-
- Die für die Drehmomente wesentlichen Abstände
- Drehrichtungen der Drehmomente

Drehmoment in drei Dimensionen
Mit Hilfe der Rechte-Hand-Regel können wir die Drehrichtung in eine Pfeilrichtung im Sinne eines Vektors umwandeln. Dazu nehmen wir die rechte Hand und krümmen die Finger leicht in eine Drehrichtung. Der Daumen zeigt uns die Richtung des Vektors, der zur Drehrichtung der übrigen Finger passt.

Wenn der Daumen zu uns zeigt, haben wir Gegenuhrzeigersinn. Wenn der Daumen von uns weg zeigt, ist es Uhrzeigersinn. Drehmomente werden mit einem Doppelpfeil dargestellt (doppelter Strich, innen weiss). 😎

Beispiel
Ergänze die Zeichnung mit den Drehmomenten von Hauptrotor und Heckrotor in den verschiedenen Ansichten.

Drehmoment als Vektorprodukt
Verwendet man die Definition des Drehmoments mit dem geraden Doppelpfeil, so kann es als Vektor \(\vec{M}\) definiert werden, das einem Vektorprodukt zweier Vektoren entspricht:
\[ \vec{M}=\vec{r} \times \vec{F} \]
Dabei ist der Vektor \(\vec{r}\) der Vektor vom betrachteten Punkt \(A\) bis zu einem beliebigen Punkt auf der Wirkungslinie der Kraft \(\vec{F}\). Der Ort auf der Wirkungslinie ist unwichtig, da für das Vektorprodukt einzig der Abstand vom betrachteten Punkt zur Wirkungslinie entscheidend ist.
Den richtigen Abstand erhält man, wenn man das Lot auf die Wirkungslinie fällt oder wenn man den Ortsvektor \(\vec{r}\) aufteilt in eine Senkrecht-Komponente \(\vec{r_⟂}\) und eine Parallel-Komponente \(\vec{r_∥}\), dann aber nur den Betrag der Senkrecht-Komponente \(\vec{r_⟂}\) nimmt. Die Parallel-Komponente \(\vec{r_∥}\) hat für das Drehmoment keine Bedeutung.

Beachte, dass das Vektorprodukt nicht kommutativ ist, d.h. die Reihenfolge im Produkt nicht vertauscht werden kann, da sonst das Vorzeichen und damit die Richtung umgekehrt wird:
\[ \vec{M} \;=\;\; – \big ( \vec{F} \times \vec{r} \big ) \]
Resultierendes Drehmoment
Auch Drehmomente können als Vektoren addiert werden. Wie bei den Kräften können wir alle Drehmomente zu einem resultierenden Drehmoment \(\vec{M_{res}}\) addieren. Die Summe aller Drehmomente wirkt ebenfalls gleich, wie alle einzelnen Drehmomente zusammen.
\[ \vec{M}_{res} = \sum_i{\vec{M}_i} \]
Bevor wir eine Aussage zu einem System machen können, addieren wir alle Kräfte und Drehmomente zusammen und betrachten die resultierende Kraft \(\vec{F}_{res}\) und die resultierende Drehmomente \(\vec{M}_{res}\).
Haben wir ein verschwindendes resultierendes Drehmoment, so gilt Drehmomentgleichgewicht:
\[ M_{res}=0 \]
Das ist ein wichtiges Stabilitätskriterium der Statik.
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