Das Wichtigste in Kürze

Das Drehmoment ist die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper, z.B. wenn ein solcher in Rotation gebracht wird.

Es kann als Vektorprodukt gerechnet werden, aus der Kraft \(\vec{F}\) und dem Vektor \(\vec{r}\) von einem gewählten Punkt \(A\) zur Wirkungslinie der Kraft:

\[ \vec{M} = \vec{r} \times \vec{F} \]

Für den Betrag des Drehmoments \(|\vec{M}|\) eignet sich die Berechnung mit dem Abstand \(a\) von \(A\) zur Wirkungslinie der Kraft \(\vec{F}\):

\[ M = a \cdot F \]

Mit Hilfe des Drehmoments \(\vec{M}\) kann das Kräftegleichgewicht mit dem Drehmomentgleichgewicht ergänzt werden, so dass mechanische Systeme in der Statik (z.B. Gebäude, Brücken, Türme etc.) korrekt berechnet werden können. Insbesondere werden damit die Kräfte erklärt, die das System auffangen muss, damit es weiterhin stabil bleibt.

Videos

    • Drehmoment – Leiter an der Wand (0152)

      Dauer: 31 min 42 s

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    • Kraftwandler – Gangschaltung (0149)

      Dauer: 34 min 56 s

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    Einsatz eines Drehmomentschlüssels zur Kontrolle des maximalen Drehmoments
    Einsatz eines Drehmomentschlüssels zur Kontrolle des maximalen Drehmoments, Image by Louis Briscese

    Drehwirkung einer Kraft

    Wir wissen, dass Kräfte die Körper beschleunigen können (Newtons Zweites Gesetz). Die Wirkung der Kraft ist eine Beschleunigung in einer Richtung. Eine Rakete erfährt beim Start eine Beschleunigung nach oben, so dass sie immer schneller nach oben fliegt.

    Die Kraft bewirkt eine Änderung der translatorischen Geschwindigkeit (Beschleunigung)
    Die Kraft bewirkt eine Änderung der translatorischen Geschwindigkeit (Beschleunigung), Image by SpaceX, shared on unsplash.com

    Das Drehmoment \(M\) ist die Drehwirkung einer Kraft auf einen Körper. Es ist übrigens kein Druckfehler: Es heisst wirklich “das” Drehmoment, auch wenn es anfangs etwas komisch tönt.

    Das Drehmoment bewirkt eine Änderung der Winkelgeschwindigkeit
    Das Drehmoment bewirkt eine Änderung der Winkelgeschwindigkeit, Image by knollzw, shared on pixabay.com

    Die Kraft des Motors wirkt mit einem Drehmoment und dieses bewirkt eine rotative Beschleunigung, d.h. eine Veränderung der Winkelgeschwindigkeit der Kreisbewegung. Das Rad erfährt durch das Drehmoment des Motors eine Zunahme der Drehgeschwindigkeit.

    Rechts der obigen Grafik steht \(\stackrel{\cdot}{\omega}\), was der zeitlichen Ableitung der Winkelgeschwindigkeit \(\omega\) entspricht. Die zeitliche Ableitung einer Geschwindigkeit ist die zeitliche Veränderung dieser Grösse, also die Beschleunigung:

    \[ \stackrel{\cdot}{\omega} \;\;=\; \frac{d\omega}{dt} \]

    Definition

    Das Drehmoment ist eine Vektorgrösse: \(\vec{M}\)

    Deren Betrag \(|\vec{M}|\) ist das Produkt aus der Kraftbetrag \(F\) und dem senkrechten Abstand \(a\) zur Kraftlinie:

    \[ M = F \cdot a \]

    Der Abstand wird von einem gewählten Punkt \(A\) aus berechnet. Ab diesem Punkt wird ein Lot auf die Wirkungslinie der Kraft gefällt.

    Durch die Multiplikation von Kraft und Abstand erhalten wir die Einheit: \(\;[\,|\vec{M}|\,] = \mathrm{Nm}\)

    Beachte, dass die Einheit \(\mathrm{Nm}\) üblicherweise nicht in \(\mathrm{J}\) (Joule) zusammengefasst wird. Die Einheit “Joule” zu verwenden wäre grundsätzlich nicht falsch, aber unüblich.

    Das Drehmoment ist das Produkt von Abstand zur Kraftlinie und Kraftbetrag
    Das Drehmoment ist das Produkt von Abstand zur Kraftlinie und Kraftbetrag

    Als Vektorgrösse hat das Drehmoment nicht nur einen Betrag, sondern auch eine Richtung. Im zweidimensionalen Fall ist das eine Drehrichtung, die sein kann:

    • im Uhrzeigersinn
    • im Gegenuhrzeigersinn.

    Für die Drehrichtung von \(M\) stellen wir uns vor, dass wir im Punkt A sitzen und der Kraftpfeil \(F\) wie eine kleine Eisenbahn auf ihrer Wirkungslinie in der Richtung der Kraft vorbeifährt. Wir schauen dem Zug nach und drehen dabei den Kopf. Diese imaginäre Bewegung gibt uns die Drehrichtung. Hier zeigt die Kraft nach oben und somit würde der “Kopf” zuerst nach unten schauen und dann sich im Gegenuhrzeigersinn drehen, bis er nach oben schaut.

    Beispiel

    Mit einem Schraubenschlüssel wird eine Mutter angezogen. Die Kraft \(F\) beträgt 100 N und wirkt auf das rechte Ende des Schraubenschlüssels. Wie gross sind die Drehmomente in den folgenden Punkten?
      • \(A\;\) (20 cm Abstand zur Kraftwirkung)
      • \(B\;\) (10 cm Abstand zur Kraftwirkung)
      • \(C\;\) (am Ort der Kraftwirkung)

    Die Kraft \(F\) bewirkt ein Drehmoment. Bezüglich A ist das Drehmoment \(M_A\) doppelt so gross, wie bezüglich des Punkts B (\(M_B\))
    Im Punkt \(A\) haben wir einen senkrechten Abstand zur Wirkungslinie der Kraft \(F\) von 0.2 m. Somit gilt für das Drehmoment: \[ M_A=F \cdot a = 100\,\mathrm{N} \cdot 0.2\,\mathrm{m} = \underline{20\,\mathrm{Nm}}  \] Für den Punkt \(B\) haben wir die gleiche Kraft, jedoch nur den halben Abstand. So erhalten wir: \[ M_B=F \cdot \frac{a}{2} = 100\,\mathrm{N} \cdot 0.1\,\mathrm{m} = \underline{10\,\mathrm{Nm}}  \] Beide Drehmomente wirken im Uhrzeigersinn. Im Punkt \(C\) verschwindet der Abstand zur Wirkungslinie der Kraft, da der Punkt \(C\) direkt auf ihr liegt. Wir haben kein Drehmoment. Das ist auch dann der Fall, wenn der Kraftvektor weit weg ist, der Punkt aber auf der Wirkungslinie der Kraft liegt. \[ \underline{M_C = 0} \] Beachte, dass ein Punkt rechts von der Wirkunglinie ein Drehmoment mit Gegenuhrzeigersinn erzeugt (Punkt \(D\)).

    “Den richtigen Abstand erhält man, wenn man das Lot auf die Wirkungslinie fällt”

    Beispiel

    An einem Rennrad wirken verschiedene Kräfte. Der zu betrachtende Punkt \(A\) wurde in diesem Beispiel unter das Hinterrad gesetzt. Gesucht sind:

      • Die für die Drehmomente wesentlichen Abstände
      • Drehrichtungen der Drehmomente
    Die verschiedenen Kräfte, die auf das Rennrad wirken, haben bezüglich des Punkts A unterschiedliche Drehmomente zur Folge, (Bike, Public Domain)

    Drehmoment
    Die verschiedenen Kräfte, die auf das Rennrad wirken, haben bezüglich des Punkts A unterschiedliche Drehmomente zur Folge, (Bike, Public Domain)

    Die Kraft \(F_1\) wirkt auf den Sattel. Die Wirkungslinie, die durch \(F_1\) geht, ist eine Vertikale, die rechts vom betrachteten Punkt A in den Boden verläuft. Der Abstand zu A ist in der Zeichnung mit \(a_1\) eingezeichnet. Nun könnten wir das Drehmoment mit \(M_1 = F_1 \cdot a_1\) berechnen. Das Drehmoment \(M_1\) hat die Drehrichtung im Uhrzeigersinn.

    Die Kraft \(F_2\) wirkt am Lenker. Ihre Wirkungslinie verläuft von oben links in der Zeichnung, nach unten rechts. Das Lot auf die Wirkungslinie der Kraft hat den Betrag \(a_2\) und schneidet die Wirkungslinie beim Lenker selbst. Obwohl die Kraft \(F_2\) nicht sonderlich gross ist, wird das Drehmoment \(M_2\) aufgrund des grossen Abstands \(a_2\) vermutlich grösser ausfallen, als \(M_1\).

    Die Kraft \(F_3\) wirkt direkt auf den Punkt A. Damit ist auch klar, dass der Abstand zur Wirkungslinie \(a_3 = 0\) sein muss und wir deshalb kein Drehmoment \(M_3\) haben.

    Am untersten Punkt des Vorderrads wirkt die Kraft \(F_4\) in einem Abstand \(a_4\) zum Punkt A.

    Die Kraft \(F_5\) hat eine Wirkungslinie, die durch den Punkt A geht und somit haben wir auch für diese Kraft keinen Abstand \(a_5\) und somit gilt auch: \(M_5=0\).

    Die Gewichtskraft \(F_G\) wirkt am Schwerpunkt des Fahrrads. Ihre Wirkungslinie verläuft, wie diejenige von \(F_1\) von oben nach unten, jedoch in einem etwas grösseren Abstand \(a_G\) zum Punkt A.

    Drehmoment in drei Dimensionen

    Mit Hilfe der Rechte-Hand-Regel können wir die Drehrichtung in eine Pfeilrichtung im Sinne eines Vektors umwandeln. Dazu nehmen wir die rechte Hand und krümmen die Finger leicht in eine Drehrichtung. Der Daumen zeigt uns die Richtung des Vektors, der zur Drehrichtung der übrigen Finger passt.

    Der Daumen zeigt die Richtung des Vektors des Drehmoments, die restlichen Finger zeigen die Drehrichtung
    Der Daumen zeigt die Richtung des Vektors des Drehmoments, die restlichen Finger zeigen die Drehrichtung, Hand by Jfmelero, CC BY-SA 4.0

    Wenn der Daumen zu uns zeigt, haben wir Gegenuhrzeigersinn. Wenn der Daumen von uns weg zeigt, ist es Uhrzeigersinn. Drehmomente werden mit einem Doppelpfeil dargestellt (doppelter Strich, innen weiss). 😎

    Pfeile, die in die Zeichenebene zeigen (vom Betrachter weg) oder aus der Zeichenebene heraus zeigen, werden mit diesen Symbolen dargestellt. Für die Zuweisung der Drehrichtung gilt die Rechte-Hand-Regel.
    Pfeile, die in die Zeichenebene zeigen (vom Betrachter weg) oder aus der Zeichenebene heraus zeigen, werden mit diesen Symbolen dargestellt. Für die Zuweisung der Drehrichtung gilt die Rechte-Hand-Regel.

    Beispiel

    Ergänze die Zeichnung mit den Drehmomenten von Hauptrotor und Heckrotor in den verschiedenen Ansichten.

    Der Hauptrotor dreht (von oben gesehen) im Uhrzeigersinn.

    In der oberen Seitenansicht sehen wir den Heckrotor in Gegenuhrzeigersinn drehen.

    Drehmoment als Vektorprodukt

    Verwendet man die Definition des Drehmoments mit dem geraden Doppelpfeil, so kann es als Vektor \(\vec{M}\) definiert werden, das einem Vektorprodukt zweier Vektoren entspricht:

    \[ \vec{M}=\vec{r} \times \vec{F} \]

    Dabei ist der Vektor \(\vec{r}\) der Vektor vom betrachteten Punkt \(A\) bis zu einem beliebigen Punkt auf der Wirkungslinie der Kraft \(\vec{F}\). Der Ort auf der Wirkungslinie ist unwichtig, da für das Vektorprodukt einzig der Abstand vom betrachteten Punkt zur Wirkungslinie entscheidend ist.

    Den richtigen Abstand erhält man, wenn man das Lot auf die Wirkungslinie fällt oder wenn man den Ortsvektor \(\vec{r}\) aufteilt in eine Senkrecht-Komponente \(\vec{r_⟂}\) und eine Parallel-Komponente \(\vec{r_∥}\), dann aber nur den Betrag der Senkrecht-Komponente \(\vec{r_⟂}\) nimmt. Die Parallel-Komponente \(\vec{r_∥}\) hat für das Drehmoment keine Bedeutung.

    Für die Berechnung des Drehmoments wird die Senkrechtkomponente des Vektors \(\vec{r}\) gebraucht.

    Beachte, dass das Vektorprodukt nicht kommutativ ist, d.h. die Reihenfolge im Produkt nicht vertauscht werden kann, da sonst das Vorzeichen und damit die Richtung umgekehrt wird:

    \[ \vec{M} \;=\;\; – \big ( \vec{F} \times \vec{r} \big ) \]

    Resultierendes Drehmoment

    Auch Drehmomente können als Vektoren addiert werden. Wie bei den Kräften können wir alle Drehmomente zu einem resultierenden Drehmoment \(\vec{M_{res}}\) addieren. Die Summe aller Drehmomente wirkt ebenfalls gleich, wie alle einzelnen Drehmomente zusammen.

    \[ \vec{M}_{res} = \sum_i{\vec{M}_i} \]

    Bevor wir eine Aussage zu einem System machen können, addieren wir alle Kräfte und Drehmomente zusammen und betrachten die resultierende Kraft \(\vec{F}_{res}\) und die resultierende Drehmomente \(\vec{M}_{res}\).

    Haben wir ein verschwindendes resultierendes Drehmoment, so gilt Drehmomentgleichgewicht:

    \[ M_{res}=0 \]

    Das ist ein wichtiges Stabilitätskriterium der Statik.

    Aufgabensammlung

    • Baukran (0025)

      4 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Statikberechnungen
      • Kräfte- und Drehmomentgleichgewicht

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    • Gangschaltung (0149)

      5 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Drehmomente berechnen
      • Kräfte berechnen
      • Beschleunigung (Newton)

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    • Liegestütze (0021)

      2 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Statikberechnungen
      • Kräfte- und Drehmomentgleichgewicht

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    • Sprungbrett (0022)

      5 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Statikberechnungen
      • Kräfte- und Drehmomentgleichgewicht
      • Berechnung des Drehmoments

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    Lernziele

    • Du kennst die Definition des Drehmoments und kannst den Abstand (zur Wirkungslinie) und die Richtung des Drehmoments korrekt bestimmen.

    • Du kannst das resultierende Drehmoment als Summe aller Drehmomente bezüglich einem festgelegten Punkt bestimmen.

    • Du kennst die Bedeutung des resultierenden Drehmoments und des damit verbundenen Drehmomentgleichgewichts mit Bezug zu Newtons Gesetzen

    • Du kannst aus dem Drehmoment- und Kräftegleichgewicht die Kräfte bestimmen (“Vorgehen wie beim Urwaldbaum”).

    • Du kannst das Hebelgesetz an einem Alltagsbeispiel erklären und mit Hilfe des Drehmomentgleichgewichts herleiten.

    • Du bist in der Lage das Hebelgesetz in einfachen Beispielen anzuwenden.

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    Autor dieses Artikels:

    David John Brunner

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    Übergeordnetes Thema:
    • Dynamik

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