Das Wichtigste in Kürze

Der freie Fall ist eine Bewegung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass eine konstante Beschleunigung \(a\) herrscht, die der Erdbeschleunigung \(g =\) 9.81 \(\frac{\text{m}}{\text{s}^2}\) entspricht.

Zum freien Fall gehört auch die Bewegung des senkrechten Wurfs, bei welchem ein Körper senkrecht nach oben “geworfen” wird, eine maximale Flughöhe erreicht und dann im freien Fall wieder herunterfällt. Auch diese Bewegung hat durchwegs eine konstante Beschleunigung, die Erdbeschleunigung \(g\), die nach unten zeigt.

Die Bewegungsgleichung für den freien Fall mit \(s\) für die Fallstrecke ist im einfachsten Fall:

\[ s = \frac{1}{2}gt^2 \]

Beachtlich ist, dass die Bewegung des freien Falls unabhängig von der Masse, der Form oder der Grösse des Gegenstands ist. Experimente im Vakuum, wo kein Luftwiderstand mehr herrscht, haben gezeigt, dass Objekte jeglicher Grösse und Masse tatsächlich gleich schnell zu Boden fallen.

Videos

    • Freier Fall – Vulkan (0049)

    • Freier Fall – In die Luft schiessen (0151)

      Dauer: 15 min 50 s

    Freier Fall
    Freier Fall, Image by Kamil Pietrzak, shared on Unsplash

    Unabhängigkeit von der Masse

    Schon im 17. Jahrhundert stellte Galileo Galilei (1564 – 1642) aus Pisa (Italien), einer der wichtigsten Begründer der neuzeitlichen Naturwissenschaft, die These auf, wonach der freie Fall für alle Körper gleich sein soll, unabhängig von ihrer Masse, ihrer Grösse oder Form.

    Wir wissen aber aus Erfahrung, dass ein Stein viel schneller fällt als eine Vogelfeder. Experiment im Vakuum konnten jedoch zeigen, dass die Unterschiede der Fallgeschwindigkeiten einzig auf den Luftwiderstand zurückzuführen sind. Nimmt man den Luftwiderstand weg, fallen Stein und Feder genau gleich schnell zu Boden. Galileo Galilei konnte dieses Experiment selber nicht durchführen. Anlässlich einer Mondmission wurde dieses berühmte Experiment aber sogar auf dem Mond gefilmt. Ein Hammer und eine Feder fielen dabei tatsächlich genau gleich schnell.

    Bewegungsgleichung für den freien Fall

    Die allgemeinste Bewegungsgleichung mit einer gleichmässigen (d.h. konstanten) Beschleunigung \(a\) lautet:

    \[ s_1 = s_0 + v_0 \Delta t + \frac{1}{2} a \Delta t^2 \qquad \text{(1)} \]

    Auf den freien Fall bezogen, können wir \(s\) als die Fallstrecke definieren. Im Gegensatz zum \(s\) als Höhe, wie wir das bei der Diskussion des senkrechten Wurfs benutzt haben, nimmt jetzt das \(s\) für einen frei fallenden Gegenstand immer mehr zu. Die Geschwindigkeit des frei fallenden Gegenstands ist auch nach unten gerichtet und somit positiv. Sie nimmt auch immer mehr zu. Der Gegenstand fällt immer schneller, je länger er fällt. Schliesslich ist die Beschleunigung konstant positiv, da die Geschwindigkeit ja zunimmt. Die Bewegungsdiagramme ergeben deshalb folgendes Bild:

    Der Betrag der Beschleunigung ist konstant positiv und beträgt: 

    \[ a = g =9.81\frac{\text{m}}{\text{s}^2} \]

    Mit \(g\) bezeichnen wir in der Physik die Erdbeschleunigung, die näherungsweise konstant ist.

    In den meisten Fällen betrachten wir einen Gegenstand, der aus der Ruhe heraus (\(v_0 = 0\)) fallen gelassen wird. Die Fallstrecke \(s\) ist üblicherweise so definiert, dass der oberste Punkt, ab welchem der Gegenstand fallen gelassen wird, mit \(s=0\) definiert wird. Da der Gegenstand von dieser Position aus, seine Bewegung startet, gilt \(s_0=0\). Wir setzen alles in die Bewegungsgleichung (1) ein und erhalten die Bewegungsgleichung für den freien Fall:

    \[ s = \frac{1}{2}gt^2 \]

    Beispiel

    Du lässt ein Steinchen in einen tiefen Brunnen fallen. Nach genau gemessenen 2.2 Sekunden hörst du, dass der Stein ins Wasser gefallen ist. Wie tief ist der Brunnen bis zur Wasseroberfläche?

    Wir wenden die Bewegungsgleichung für den freien Fall an: \[ s = \frac{1}{2}gt^2 \] Jetzt setzen wir \(t=2.2\;\text{s}\) und \(g=9.81\;\frac{\text{m}}{\text{s}^2}\) ein und erhalten: \[ s = \frac{1}{2} \cdot 9.81\;\frac{\text{m}}{\text{s}^2} \cdot (2.2\;\text{s})^2 = \underline{23.7\;\mathrm{m}} \]

    “Es gäbe keine Möglichkeit festzustellen, ob man sich im Haus oder in einer beschleunigenden Rakete befindet!”

    Einsteins Äquivalenzprinzip

    Wir wissen, dass auf der Erde, z.B. in einem Haus, die Erdbeschleunigung \(g\) herrscht. Alles wird zum Erdmittelpunkt hin beschleunigt, so auch der Ball, den wir loslassen.

    Die gleiche Erdbeschleunigung wirkt auf eine Rakete. Wenn diese Rakete selber eine Beschleunigung von \(g\) erzeugt, würden sich beide Beschleunigungen aufheben und die Rakete würde wie ein Helikopter über der Erdoberfläche schweben \((v=0)\). Vielleicht hast du einmal ein Video gesehen von einer Space-X-Rakete, die so landet.

    Bewegt sich die Rakete weg von der Erde, d.h. wenn sie genug weit weg vom Gravitationsfeld der Erde ist, wird sie bei gleicher Schubkraft tatsächlich schneller \((v \nearrow)\).

    Für die Insassen der Rakete ändert sich aber gar nichts. Ob auf der Erde oder irgendwo im Weltall, ob die Rakete gegenüber der Erde still steht oder im Weltall immer schneller wird – alles fühlt sich an, wie im Haus. Ohne Fenster (und gleich eingerichtet), gäbe es keine Möglichkeit festzustellen, ob man sich im Haus oder in der beschleunigenden Rakete befindet! 🚀

    Albert Einstein (1879 – 1955) ging mit dieser Überlegung noch einen Schritt weiter. Er hat sich überlegt, dass in den ersten beiden Bildern die Erde das Referenzsystem ist. Wir haben den Ball, das Haus und die Rakete im Bezug auf die Erde betrachtet.

    Warum sollte die Erde dieses Privileg haben? Nur weil sie viel grösser ist als der Ball, das Haus oder die Rakete? Auch die Erde ist nur ein Objekt in einem viel grösseren Universum.

    Er folgerte: Es gibt kein Referenzsystem, das mehr Berechtigung hat, als ein anderes!

    Daraus folgt, dass die Erde und die beschleunigende Rakete, beide ein gültiges Referenzsystem sein können. Beide können die Beschleunigung \(g\) erzeugen, d.h. der Effekt der Masse der Erde ist äquivalent mit einer Rakete, die eine Beschleunigung von \(g\) erzeugen kann.

    Die Erde erreicht dies, indem ihre grosse Masse die Raumzeit krümmt, so dass \(g\) entsteht. Die Rakete beschleunigt (im Sinne von Newton) und erzeugt damit den gleichen Effekt, d.h. es gibt für den Pfad in der Raumzeit keinen Unterschied zwischen der Erde und dieser Rakete! 😮

    Aufgabensammlung

    • In die Luft schiessen (0151)

      2 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Berechnung der Geschwindigkeit (Bewegungsgleichung)
      • Diskussion der Beschleunigung

      zur Aufgabe
    • Vulkan (0049)

      2 Teilaufgaben mit Lösungen (pdf/Video):
      • Freier Fall
      • Geschwindigkeit
      • Fallstrecke

      zur Aufgabe

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    Autor dieses Artikels:

    David John Brunner

    Lehrer für Physik und Mathematik | Mehr erfahren

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    Antworten

    1. Avatar von Jannis Freund
      Jannis Freund

      Beim Beispiel mit dem Brunnen wurde für g 9.1 eingesetzt.
      Das Ergebnis stimmt zwar hat mich aber leicht verwirrt.
      Trotzdem sehr tolle Aufgabe
      LG Jannis

      1. Avatar von David John Brunner

        Hab’s korrigiert. Das war ein Fehler. g=9.81 m/s^2. Danke für den Hinweis!

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