Weitsichtigkeit

Entstehung der Weitsichtigkeit

Bei der Weitsichtigkeit würden sich die Lichtstrahlen im Auge erst nach der Netzhaut treffen, d.h. sie treffen auf der Netzhaut an leicht verschiedenen Orten auf, so dass der Bildpunkt unscharf wird.

Der Grund für Weitsichtigkeit ist eine zu schwache Brechung des Lichts durch die Augenlinse, die eine Sammellinse ist.

Eine zu schwache Brechung heisst auch, dass die Linse zu flach ist. Das ist für die Weitsicht kein Problem, denn hier wird eine flache Linse bzw. eine grosse Brennweite benötigt. Weitsichtige können deshalb, wie der Name sagt, gut in die Weite sehen.

Allerdings braucht es eine stark bauchige Linse mit kurzer Brennweite für nahe Gegenstände. Hier haben Weitsichtige ein Problem: Sie sehen die nahen Objekte unscharf.

Korrektur der Weitsichtigkeit

Mit einer zusätzlichen Sammellinse als Brille 🤓 oder als Kontaktlinse kann der Mangel an “Bauchigkeit” der Augenlinse kompensiert werden.

Bei einer Laserkorrektur wird die Hornhaut des Auges so korrigiert, dass sie stärker bricht und damit die Funktion der zusätzlichen Sammellinse übernimmt.

Altersweitsichtigkeit

Mit dem Alter nimmt die Elastizität der Augenlinse zunehmend ab. Wenn der Ziliarmuskel maximal angespannt ist und die Zonulafasern locker lassen, sollte die Linse wieder von selbst ihre bauchigste Form annehmen, d.h. die Minimalbrennweite einstellen. Im Alter krümmt sie sich aber weniger stark als nötig und kann deshalb keine sehr kurzen Brennweiten mehr erreichen.

Hier hilft die Lesebrille (Sammellinse), die für zusätzliche Brechung sorgt.

Was die Altersweitsichtigkeit auffallend macht, ist das Halten des Smartphones oder der Zeitung in einem ungewöhnlich grossen Abstand. Das Problem ist, dass das Bild erst ab einem gewissen Abstand überhaupt erst scharf wird. Das Bild wird zwar klein, weil weit weg, aber dafür scharf.

Der minimale Abstand, ab welchem ein scharfes Bild möglich wird, heisst Nahpunkt.

Die Augenlinse kann ihre Brennweite verändern (Akkommodation), aber auch hier gibt es Grenzen. Ein Kind hat einen Nahpunkt von ca. 6 cm, d.h. es kann etwas so nahe ans Auge halten und es immer noch scharf sehen. Dabei ist \(f_{\text{min}}\) die minimale Brennweite, die die Linse hinkriegt.

Die Minimalbrennweite \(f_{\text{min}}\) und damit auch der Nahpunkt nehmen mit dem Alter stetig zu. Bereits schon im Jugendalter nimmt der Nahpunkt meist unbemerkt zu.

Im mittleren Alter von 40-45 Jahren wächst der Nahpunkt dann merkbar an und wird deutlich grösser als 20 cm. Die typische Reaktion ist das “weite Weghalten” des Smartphones oder der Zeitung. Die Linse ist weniger bauchig und hat deshalb eine grössere Minimalbrennweite \(f_{\text{min}}\).

Wenn jemand kurzsichtig ist und dann im Alter die Altersweitsichtigkeit eintritt, wird damit die Kurzsichtigkeit leider nicht korrigiert. Man kann kurzsichtig und weitsichtig zugleich sein!

Das kann man so erklären: Die Kurzsichtigkeit wird verursacht durch eine zu wenig flache Linse für die weite Sicht. Die Zonulafasern ziehen die Linse zu wenig flach oder der Augapfel ist zu gross. Das ändert sich mit dem Alter nicht. Die grösste Distanz, die noch scharf gesehen werden kann heisst Fernpunkt.

Die Altersweitsichtigkeit schränkt dann den Bereich der scharfen Sicht auf der anderen Seite des Spektrums. Da die Linse im entspannten Zustand zu wenig bauchig wird, nimmt der Nahpunkt zu und die kürzeren Distanzen werden nicht mehr scharf gesehen.

Es verbleiben die mittleren Distanzen zwischen Nahpunkt und Fernpunkt. In diesem grünen Bereich kann diese Person noch scharf sehen.